Kurt
Buchwald ist ein Phänomen. Nicht nur, dass es ihm gelingt, in all seinen
Projekten und Ausstellungskonzepten einen ungebrochen drängerischen Ton anzuschlagen.
In jeder dieser bildästhetischen Handlungen erfindet er zugleich seine Sprache
und damit nachgerade auch sich selbst vollkommen neu. Widerborstig und verschlossen
hat er sich seit 1984 mit der "Sicht" beschäftigt. Von Anfang an
ist in seinem Werk der mediale und kulturelle Selbstzweifel spürbar. Leben
als zivilisatorisches Missgeschick zu interpretieren und sich mit dem Fotoapparat
dagegen zu wehren, treibt ihn bis heute um. Er belässt es nicht beim Hinterfragen
und Fotografieren. Er greift ein in die Wirklichkeit der fotografischen Bildproduktion
und in die gesellschaftliche Wirklichkeit. Das Dokumentarische und der Eingriff,
zwei Ansätze, mit denen er sich selbst ins Bild katapultiert, gehören
bei diesem Künstler zusammen, ja bedingen einander. Mit Lust arbeitet er
sich ins fotografische Abseits. Am Ende heißt es "Fotografieren verboten!".
Nach dem Fall der Mauer bleibt er der Normbrecher, der er war. Sein Kritikpotenzial
speist sich aus dem Irrsinn unserer Tage. Voller Unruhe und Argwohn schaut Buchwald
auf das Jetzt.
(Christoph
Tannert)